Auswanderung aus Rheinland-Pfalz

Wartehalle Lloyd[Bild: Unbekannt [gemeinfrei]]

Vor über 300 Jahren fanden die ersten Massenauswanderungen aus dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz statt. Viele Europäer sind vor allem im 18., 19. und 20. Jahrhundert nach Übersee ausgewandert. Typische Einwanderungsländer der letzten Jahrhunderte sind die Staaten Nord- und Südamerikas sowie Australien. Hinzu kommen auch die Auswanderungen in Richtung Osten und Südosten, vor allem nach Russland und in das Habsburgerreich (Banat, Batschka, Galizien, Bukowina).
Die Gründe waren in der Regel wirtschaftlicher, religiöser oder politischer Natur. Nicht jeder Auswanderer verließ seine Heimat freiwillig. Wirtschaftliche Not, Hoffnung auf ein besseres Leben in der Ferne, verlockende Angebote von Einwanderungsländern, religiöse oder politische Verfolgung, Ablehnung der konfessionellen oder politischen Verhältnisse in der Heimat – das alles waren und sind auch heute noch Gründe für eine Emigration.
Alle Einwanderer haben – bei unterschiedlich verlaufenden Integrationsprozessen in die Gesellschaft ihrer neuen Heimat – vielfältige Spuren hinterlassen und die dortige Geschichte nachhaltig geprägt.

Die folgenden Institutionen präsentieren das Thema Auswanderung auf dem Historikertag:

0.1.Landeshauptarchiv Koblenz/Landesarchiv Speyer

[Bild: Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz]

Die Landesarchive in Rheinland-Pfalz mit dem Landeshauptarchiv Koblenz und dem Landesarchiv Speyer verwahren umfangreiche Quellenbestände, die ein detailliertes Bild auf die großen neuzeitlichen Auswanderungsbewegungen der Region geben. Diese große Fülle an Material, das die zahlreichen Auswanderungsschübe, von denen das Gebiet des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahrhunderten betroffen war, in allen Facetten von der administrativen Abwicklung bis zum Lebensalltag der Auswanderer dokumentiert, steht jedem historisch Interessierten zur Verfügung. Auf dieser Grundlage wird seit einigen Jahren im Landeshauptarchiv Koblenz die erste familiengeschichtliche Datenbank innerhalb der staatlichen Archive in Rheinland-Pfalz aufgebaut. Derzeit sind Amerika-Auswanderer aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Koblenz von 1815 bis 1914 erfasst (35.000 Datensätze). Mit der Bearbeitung der Akten des ehemaligen Regierungsbezirks Trier wurde begonnen. Eine Recherche in der Datenbank ist im Lesesaal des Landeshauptarchivs Koblenz möglich. Ein entsprechendes Angebot im Landesarchiv Speyer ist in Vorbereitung.

Anzeige für die Beförderung von Auswanderern
Anzeige zur Auswanderung[Bild: Landeshauptarchiv Koblenz]

0.2.Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde

[Bild: Bezirksverband Pfalz]

Die 1936 als Teil des Saarpfälzischen Instituts für Landes- und Volksforschung (ab 1941 Westmarkinstitut) gegründete „Mittelstelle für saarpfälzische Sippen- und Auswanderungsforschung“ wurde nach ihrer Auflösung 1945 im Jahr 1953 als „Heimatstelle Pfalz“ neu gegründet und vom Bezirksverband Pfalz übernommen.
Sowohl vor als auch nach dem Zweiten Weltkrieg war es die Hauptaufgabe der Einrichtung, eine Zentralkartei aufzubauen, in der pfälzische Auswanderer mit persönlichen Daten, Herkunfts- und Ansiedlungsorten, Zeitpunkt der Auswanderung, Reisewegen etc. erfasst werden sollten. In den 1970er Jahren erfolgte eine Abkehr von den überwiegend genealogisch geprägten Forschungsansätzen des Instituts. Diese Änderung des Methodenansatzes war begleitet von einer steten Ausweitung des Aufgabengebietes. Zur pfälzischen Wanderungs- und Familiengeschichte gesellten sich in zunehmendem Maße landesgeschichtliche Themenbereiche, so dass die „Heimatstelle“ ab 1972 nicht nur räumlich erweitert, sondern auch personell aufgestockt wurde. 1986 erfolgte die Umbenennung in „Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde“. Die Aufgabenstellung des Instituts umfasst seitdem folgende Ziele:
1.    Erforschung und Dokumentation pfälzischer Geschichte und Volkskunde,
2.    Migrationsforschung und Weiterführen der Karteien zur Ein- und Auswanderung,
3.    Publikation eigener und fremder wissenschaftlicher Arbeiten,
4.    Beratung von pfälzischen Gemeinden und Städten (z.B. bei Ortsjubiläen und bei der Einrichtung von Heimatmuseen) und Vereinen,
5.    Zusammenarbeit mit Universitäten und Denkmalpflegebehörden,
6.    Beratung und Auskunftserteilung für interessierte Laien, vor allem Familienforscher, aber auch Wissenschaftler, Schüler und Studenten,
7.    Ausbau der Fotosammlung und des Archivs des Instituts,
8.    Vortragstätigkeit der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Durchführung von Symposien zu unterschiedlichen Themen an verschiedenen Orten der Pfalz,
9.    Konzeption und Mitgestaltung von historischen und volkskundlichen Ausstellungen.

[Bild: Institut für pfälzische Geschichte]

Das Institut besitzt eine umfangreiche hauseigene wissenschaftliche Bibliothek (vorwiegend Literatur zur deutschen und pfälzischen Geschichte und Volkskunde, Ortsmonographien, Spezialliteratur zur Ein- und Auswanderung, darunter größere Bestände zur amerikanischen und deutsch-amerikanischen Geschichte sowie zu den Siedlungsgebieten im Osten und Südosten Europas) sowie einige besondere Bestände (z. B. Briefe pfälzischer Auswanderer; die von 1884 bis 1917 in New York erschienenen Wochenzeitungen „Der Pfälzer in Amerika“ und „Hessische Blätter in Amerika“; ein Datenarchiv über die jüdischen Gemeinden und Familien in der Pfalz und eine Dokumentation zu pfälzischen Burgen). Eine Dokumentation zu pfälzischen Klöstern ist zurzeit in Arbeit. Die umfangreichste Sammlung des Instituts ist die Auswandererkartei, auf die tagtäglich durch Anfragen und von Besuchern aus dem In- und Ausland zurückgegriffen wird. Im Verlag des Instituts sind zahlreiche landesgeschichtliche sowie migrationsgeschichtlich relevante Publikationen erschienen.

0.3.Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V.

[Bild: IGL]

Auf Initiative der Kommission für die Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz wurde im Jahre 2009 vom Institut für Geschichtliche Landeskunde (IGL) die Themenseite „Auswanderung aus Rheinland-Pfalz“ ins Leben gerufen. Sie ist Teil des Portals regionalgeschichte.net, welches seit Anfang 2001 vom IGL unterhalten wird.
Auf www.auswanderung-rlp.de kann man sich über die Hintergründe der Auswanderung aus RLP in verschiedene Teile der Welt informieren. Hier finden sich auch Informationen zur Auswanderungsgeschichte einzelner rheinland-pfälzischer Orte über die Jahrhunderte. Interessante und bedeutende rheinland-pfälzische Auswanderer werden mit Kurzbiographien vorgestellt.
Die Site wird ständig um neue Informationen erweitert. Darüber hinaus dient sie der Vernetzung von Institutionen und Einzelpersonen, die zur Auswanderung aus RLP forschen. So kooperiert das Projekt mit zahlreichen Institutionen und Vereinen, die sich mit der Geschichte der Auswanderung befassen. Jede Einrichtung, die sich in Rheinland-Pfalz mit Auswanderung, Auswanderungsgeschichte oder assoziierten Themen beschäftigt, hat die Möglichkeit, sich auf der Seite zu präsentieren oder an dem Projekt mitzuarbeiten. Weitere Informationen zum IGL finden Sie unter www.igl.uni-mainz.de.

 
Hinweis: Diese Webseite wird vom IGL auch Jahre nach Abschluss des Projekts weiterhin zur Verfügung gestellt. Die unten angezeigten Inhalte sind aber veraltet und spiegeln möglicherweise nicht den aktuellen Forschungsstand wider. (Klicken Sie auf diese Meldung, um sie auszublenden.)